3 Tage Wandern auf dem Gendarmenstieg

Meine schönsten Momente im letzten Jahr 2022 waren eigentlich alle Outdoor. Radfahren, Fischen… so was halt. Da hab ich mir gedacht, ich starte einfach mal aktiv und draußen ins neue Jahr und bin vom 02. bis 04. Januar 2023 den Gendarmenstieg gewandert. Allerdings… so richtig gewandert bin ich eigentlich seit Jahren nicht mehr. Von daher widme ich ein paar Zeilen mal meinen Schmerzen 🙂

Tag 1 – Von Flensburg nach Egernsund

Meine Route an Tag 1 (Quelle: Komoot)

Christo Förster hat in den letzten Jahren in Deutschland den Begriff „Mikroabenteuer“ geprägt. Damit sind kleine Abenteuer vor der Haustür gemeint. Für sich selbst hat er festgelegt, dass so ein Mikroabenteuer nicht länger als 72 Stunden dauern soll, dass draußen und ohne Zelt übernachtet werden muss und das man ohne eigenes Fahrzeug (Auto) anreisen sollte, sondern den Startpunkt aus eigener Kraft oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen (https://www.christofoerster.com/mikroabenteuer).

Das hielt ich für eine sehr gute Idee und hab mich also am 02.01. in die Bahn von Hamburg nach Flensburg gesetzt und dort in den Bus Richtung dänische Grenze. Von dort bin ich dann los gelaufen.

Die Route führte durch den Kollunder Wald und immer entlang der dänischen Seite der Flensburger Förde. Mein Ziel am Mittag war eigentlich Annies Kiosk. Ich freute mich den ganzen Vormittag auf einen leckeren HotDog. Der Kiosk war leider geschlossen – dafür gab es aber direkt daneben einen kleinen HotDog Wagen, und ich konnte den wirklich besten HotDog genießen, den ich je in Dänemark gegessen habe 🙂

Danach ging es immer weiter der Küste entlang bis zum Tagesziel, einem Shelter im Alnor Strandpark am Egernsund. Dort hatte ich dann die erste unerwartete Begegnung meiner Wanderung. Das Shelter war schon besetzt. Ivan und seine beiden Hunde haben mich herzlich aufgenommen, und so habe ich die erste Nacht nicht allein verbracht, sondern hatte Gesellschaft. Ivan bezeichnet sich selbst als Nomade. Er ist seit 20 Jahren ohne festen Wohnsitz auf der Reise quer durch Europa. Eine schöne Begegnung, die mich aber auch sehr nachdenklich gemacht hat. Ich meine – ich renne hier zum Spaß in der Gegend rum und schlafe draußen in einem sündhaft teuren Schlafsack – für Ivan ist es ein Leben ohne Netz und doppelten Boden unter einfachsten Bedingungen. Meine Wanderung ist ein Stück weit Flucht vor den bürgerlichen Zwängen meines täglichen Lebens. Ivans tägliches Leben dreht sich um Nahrungsbeschaffung und einen abendlichen trockenen Ort für sich und seine Hunde…

Tag 2 – Von Egernsund nach Fygellund

Meine Route an Tag 2 (Quelle: Komoot)

Was taten mir die Waden weh an diesem Morgen! Nichts zeigt einem besser die körperlichen Defizite auf, als ein Tag ungewohnter Belastung. Dabei war es doch eigentlich gestern nicht mehr als ein sehr ausgedehnter Spaziergang. Allerdings mit Gepäck auf dem Rücken. Na gut, da musste ich jetzt durch. Und nach einer gewissen Weile gewöhnt man sich irgendwie an den Schmerz.

Wenigstens war das Wetter heute prima! Auf einen tollen Sonnenaufgang folgte ein sehr schöner Tag mit viel Sonne und wenig Wind. Da war das Wetter gestern schlechter – und morgen sollte es noch bedeutend schlechter werden. Für heute aber, waren das Wetter und ich sehr gute Freunde 🙂

Der Weg auf dieser Etappe führte mich entlang der Küste der Halbinsel Broager. Zunächst bestimmt von den Orten Egernsund und Broager, dann vorbei an der ein oder anderen Ferienhaussiedlung und schließlich über ausgedehnte Wiesen und Felder direkt am Wasser bis zur Landspitze Kragesand. Dort wollte ich eigentlich mein Wasser für den Abend auffüllen. Leider war die öffentliche Toilette dort geschlossen, was ärgerlich war – mich aber zur zweiten unerwarteten Begegnung meiner Wanderung brachte.

Ich klopfte an dem einzigen Häuschen in der Nähe um um Wasser zu bitten – und fand mich eine Minute später mit einem Bier und einem Whiskey in der Hand vor dem Kamin wieder. Die beiden Freunde, die das Häuschen für die Woche bewohnten, hatten mich kurzerhand eingeladen. So was nennt man glaube ich „Trail-Angels“. Sehr nice! Nur das Aufstehen fiel mir dann sehr schwer, ich musste ja noch ein paar Kilometer weiter bis zu meinem Shelter in dem ich die zweite Nacht verbringen wollte.

Das Shelter stand ziemlich direkt am Strand und ich war froh, dass es nicht belegt war. Es war bereits dunkel als ich ankam, und so konnte ich mich in Ruhe einrichten. Da es in der Nacht Regnen sollte und der Wind auf dem Shelter stand, habe ich den Eingang noch mit meinem Tarp als Wind- und Regenschutz abgehängt. Das war dann auch dringend nötig, denn der Regen drückte ganz schön rein in meine Unterkunft. Es hat dann auch am nächsten Tag nicht mehr aufgehört zu regnen. Aber das ist die Geschichte von…

Tag 3 – Von Fygellund nach Sonderburg

Meine Route an Tag 3 (Quelle: Komoot)

„Embrace the Suck“ war das Motto am letzten Tag meiner kleinen Reise. Es war die kürzeste Etappe, und es regnete ununterbrochen. Irgendwann war das dann aber auch egal. Der Weg führte durch den, meiner Meinung nach, schönsten Teil des Gendarmenstiegs, an der Ostküste von Broager entlang und war geprägt von Buchenwald und Steilküste.

Durch den vielen Regen war der Weg vor allem entlang der Felder eine ziemliche Schlammwüste. Es gab aber trotzdem immer wieder tolle Ausblicke aufs Meer.

Irgendwann ist dann aber jeder Weg einmal zu Ende und ich war froh, endlich Sonderborg zu erreichen und dem Regen zu entkommen. Von Sonderborg ging es mit dem Bus nach Flensburg zurück und von dort dann mit der Bahn nach Hamburg. Und da auf die Verspätung der Deutschen Bahn verlass ist, habe ich sogar noch meinen Zug erwischt, den ich regulär um 3 Minuten verpasst hätte…

Meine Ausrüstung

Interessiert ja vielleicht den ein oder anderen… 🙂

Rucksack: Fjällräven Kaipak 38
Schlafsack: Western Mountaineering Megalite
Isomatte: Exped Synmat UL
Tarp: DD Hammock Ultralight
Kocher: MSR Pocket Rocket 2
Kamera: Fuji X100V
Kameratasche: Simms Drycreek Hipbag

Veröffentlicht von Christian Zwengel

Schwimmlehrer, Unternehmer, Familienvater, Fliegenfischer, Fotograf und Musiker. Also immer viel zu tun :)

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